Erfolgreiche Zusammenarbeit auch in schwierigen Zeiten
Der erste Vorsitzende Martin Weindl begrüßte und eröffnete die Versammlung mit dem Bericht der Vorstandschaft. Das Ehrenamt hatte auch im letzten Jahr wichtige Entscheidungen zu treffen und damit auch die Entwicklung des Maschinenring Vilsbiburg mitbestimmt. Wichtige Bausteine für die Zukunft ist z.B. das Digitalisierungsprojekt des Bundesverbandes, oder auch eine Umweltstelle im bayerischen Landesverband. Martin Weindl bedankte sich bei allen Vorständen, für die sehr gute und sachliche Zusammenarbeit bei den Sitzungen. Am Ende dankte er dem Geschäftsführer Martin Freudenreich und allen Mitarbeitern für ihre gute Arbeit im letzten Jahr, ebenso bedankte er sich ganz besonders bei allen Betriebshelferinnen und -helfern für ihre wichtige Arbeit auf den Betrieben.
Im Anschluss übernahm der Geschäftsführer Martin Freudenreich das Wort zum Geschäfts- und Kassenbericht für die Jahre 2022 und 2023.
Trotz der schwierigen Lage und der fehlenden Planungssicherheit in der Landwirtschaft, konnte der Maschinenring Vilsbiburg seine Mitgliederzahl mit 1025 auf gleichem Niveau zu den Vorjahren halten. Die durchschnittliche Betriebsgröße der Mitglieder liegt bei gut 30 ha Fläche und der Verrechnungswert der über den Maschinenring abgerechneten Leistungen aus der Landwirtschaft liegt im Jahr 2023 bei knapp 4 Mio. Euro Umsatz. Die vielen Anforderungen und Dienstleistungen für die Mitglieder wurden ausführlich dargestellt. So wurden in der Betriebs- und Haushaltshilfe 104 Einsätze mit über 16.000 Einsatzstunden in 2023 durchgeführt. Es werden immer neue Einsatzkräfte gesucht und seit einem Jahr hat auch jeder Maschinenring die Möglichkeit selbst Personal für die Betriebshilfe anzustellen. Martin Freudenreich lobt hier seine beiden Mitarbeiterinnen Elvira Werner und Christiane Fleckenstein, die sich immer für die Mitgliedsbetriebe einsetzen, um bei Krankheit, Unfall und auch Todesfall, bestmöglich Hilfe und Unterstützung anbieten zu können. Bei der wirtschaftlichen Betriebshilfe, also vorwiegend der landwirtschaftlichen Bauhilfe, gehen die Zahlen in den letzten Jahren zurück. Die fehlende Planungssicherheit und die Unsicherheit vor den zukünftigen politischen Entscheidungen verhindern leider oft Investitionen. Innerhalb der Landwirte aus dem Altlandkreis Vilsbiburg wurden fast 9000 Belege abgerechnet. Von den aktiven Mitgliedern nutzen sehr viele das umfangreiche Angebot bei der Hilfestellung bei Anträgen. Wie Berechnungen zur Düngeverordnung, Mehrfachantragstellung, Agrardieselantrag und anderen Dienstleistungen zur Bewältigung der Bürokratie. Auch hier könne man sich auf die hoch qualifizierte Beratung der Maschinenringmitarbeiter verlassen. „Meine Mitarbeiter Josef Seemann, Florian Penker und Alexander Limmer nehmen sich Zeit für Ihren Betrieb, geben Hilfestellung und verschaffen Übersicht!“ so der Geschäftsführer.
Viele Schulungen und Fortbildungen wurden im Jahr 2023 durch die Geschäftsstelle organisiert. Hier nannte Martin Freudenreich die Sachkundeschulungen im Bereich Pflanzenschutz und die Berufskraftfahrerfortbildungen als Beispiele. Natürlich spielen auch Umweltthemen im Tagesgeschäft eine Rolle, so organisiert der Maschinenring seit vielen Jahren im größeren Umfang die Altreifenentsorgung im Ringgebiet und betreut verschiedenste Projekte mit und für den Landschaftspflegeverband Landshut.
Auch ging der Geschäftsführer auf die Digitalisierungsprojekte des Bundesverbandes mit den verschiedenen Möglichkeiten für die Mitglieder ein. Im Mittelpunkt steht hier eine einfach gestaltete Ackerschlagkartei, aber auch eine digitale Dokumentenablage mit Schnittstelle zum Steuerberater, sowie eine Anwendung für Lohnabrechnungen via Smartphone stehen den Mitgliedern des Maschinenring Vilsbiburg kostenfrei für die nächsten drei Jahre zur Verfügung. Mit den ebenfalls kostenfreien Schulungsangeboten kann jeder Betrieb schnell und einfach diese moderne Werkzeugkiste für sich nutzen.
Ein kurzer Rückblick auf die Lehrfahrt, einen Feldversuch und weitere Veranstaltungen rundete den Überblick der Vereinstätigkeiten ab. Ebenfalls sehr umfangreich ist mittlerweile der gewerbliche Bereich über die Tochterfirma MR Niederbayern GmbH geworden. Über diese Firma organisiert der Maschinenring Vilsbiburg gemeinsam mit den beteiligten Nachbarringen flexiblen Zuerwerb für die Landwirte aus der Region im Bereich Winterdienst, Grünflächenpflege, Pflanzungen, Außenreinigung und auch Landschaftsbau. Ein umfangreiches Angebot mit vielen spezialisierten Landwirten, bietet über 40 Betrieben ein zusätzliches Einkommen und bedient zuverlässig über 300 Kunden aus heimischen Firmen, Kommunen und vielen Privatkunden. Besonders herausfordernd war in 2023 der Dezember mit dem massiven Wintereinbruch, der durch gute Zusammenarbeit, Improvisation und Gemeinschaft bewältigt werden konnte. Seit einigen Jahren ist auch die Grenzsteinsuche und digitale Vermessung für die Landwirtschaft eine Dienstleistung, die sehr oft in Anspruch genommen wird. Auch die zahlreichen Einkaufsvorteile und das Angebot der Landenergie im Bereich Strom für die Mitglieder werden über die gewerbliche Tochter abgewickelt. Nach dem Geschäftsbericht erfolgte der Kassenbericht des Geschäftsführers Martin Freudenreich, die umfangreichen Tätigkeiten finden sich in positiven Zahlen der letzten beiden Jahre wieder. Nach dem Kassenprüfbericht wurde die Vorstandschaft für das abgeschlossene Geschäftsjahr entlastet. Ebenfalls auf der Tagesordnung stand ein Beschluss zur Einführung der Regelbesteuerung der Mitgliedsbeiträge ab 2024. Durch mögliche Änderungen in der Bewertung von Mitgliedsbeiträgen der Finanzbehörden müssen viele wirtschaftliche Vereine hier entsprechend gegensteuern. Alle Mitglieder der Versammlung, bis auf fünf Enthaltungen, stimmten der Beschlussvorlage der Vorstandschaft zu. Vor dem Gastvortrag des Referenten folgten noch drei kurze Grußworte der stellvertretenden Landrätin Claudia Geilersdorfer, des Bürgermeisters Johann Luger und des neuen Geschäftsführers Wolfgang Beck.
"Nichts ist so beständig wie der Wandel" (Heraklit)
Den spannenden Vortrag an diesem Abend übernahm Dr. Michael Mederle vom Kuratorium Bayerischer Maschinenringe in Neuburg mit dem Thema „Die Zukunft unserer heimischen Landwirtschaft“. Betrachtet zu Beginn der stetige Wandel in der Landwirtschaft und welche Schlüsse sich daraus für eine weitere Entwicklung ziehen lassen. Im Vergleich der letzten 10 Jahre gibt es bereits „Weniger Betriebe, aber mehr Kooperationen in Form von alternativen Betriebsformen, im Vergleich zum Einzelunternehmen.“ so Herr Mederle. Nach dem kurzen Blick in die nähere Vergangenheit wurden die aktuellen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft betrachtet und die gesellschaftlichen, ökonomischen und auch klimatischen Faktoren angesprochen. Die kurze aufeinanderfolge von Extremereignissen wie Pandemie, Krieg, Energiekrise und gestörte Lieferketten beeinflussen mittlerweile sehr stark auch die regionalen Märkte. Als Reaktion auf diese großen Preisschwankungen sichern sich immer mehr Landwirte bereits im Vorfeld der Ernte über Vorkontrakte ab, denen Warentermingeschäfte des Handels zugrunde liegen. Auch die gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtschaft steigen, Begriffe wie Tierwohl, Klimaschutz, Biodiversität und Artenschutz begleiten die Betriebe von der Vermarktung bis hin zu Entscheidungen für die Weiterentwicklung bzw. Neuinvestitionen. Dr. Mederle stellt jedoch bei diesem Punkt fest: „Leider werden diese Ansprüche der Verbraucher an der Supermarktkasse vergessen.“. Trotz des sehr Preisgesteuerten Einkaufsverhalten hat der Lebensmitteleinzelhandel massiven Einfluss auf die landwirtschaftliche Entwicklung. Dieser bestimmt das Angebot, z.B. Einführung Fleischersatzprodukte und nimmt damit direkten Einfluss auf die Vermarktung, Qualitätsansprüche und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten für die landwirtschaftlichen Betriebe. Nach diesem Blick auf die äußeren Faktoren auf unsere Landwirtschaft, auf die die Betriebe wenig Einfluss haben, nahm der Referent die betrieblichen Entwicklungsmöglichkeiten ins Visier. Das große Problem für viele Betriebe ist, das landwirtschaftliche Produkte wie Milch, Fleisch, Getreide und Ölsaaten Substitutionsprodukte sind, das bedeutet sie sind durch Lieferketten aus anderen Ländern jederzeit ersetzbar. Wenn die heimische Produktion durch staatliche Förderung, oder höhere Erlöse bei den Verbrauchern nicht mehr wirtschaftlich ist, können die reinen Rohstoffe für die eigentliche Lebensmittelproduktion jederzeit vom Weltmarkt eingeführt werden. Die Unterschiede der Betriebsergebnisse der besten 30% und den schwächeren 30% fallen immer noch sehr groß aus. Somit haben viele Betriebe noch großes Potential die Erträge zu steigern, die Kosten zu senken und damit auch die Effizienz zu steigern.
„Erst optimieren, dann wachsen“, so Dr. Mederle. Neben der früheren Wachstumslogik, sollte jeder Betrieb sich auch mit Diversifizieren intensiv beschäftigen. Es würde heute nicht immer auf die Betriebsgröße ankommen, sondern auf das Erkennen von Chancen. Themen wie Vermarktung, Kooperation und auch Spezialisierung sollten alle Betriebe mit Blick auf ihre Zukunft beschäftigen. Auch eine Entwicklung des Betriebes in Form von Neben- oder Zuerwerb muss kein Schritt in einen Ausstieg sein, sondern kann mit einem Konzept auch eine Chance für eine neue Bewirtschaftung von Bauernhöfen werden. Um solche Konzepte individuell für den einzelnen Betrieb zu entwickeln, sprach der Referent am Ende über das Beratungsprogramm der bayerischen Maschinenringe. Die Maschinenringe wollen mit einem Blick von außen, das Beste für ihre Mitglieder erarbeiten, egal ob im Haupt- oder Nebenerwerb. In einer guten Beratung gibt es keine fertigen Lösungen, sondern man erschließt sich gemeinsam mit den richtigen, teilweise auch unbequemen Fragen, neue Möglichkeiten für den Betrieb.
Als Fazit kommt Dr. Mederle zu dem Schluss das unsere Landwirtschaft systemrelevant war, ist und auch in Zukunft bleiben wird. Jedoch wird sich die Landwirtschaft im Rahmen der neuen gesellschaftlichen und umweltbedingten Faktoren verändern müssen. Alle Betriebe, die sich diesen Veränderungen stellen und berücksichtigen, werden auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften können.
Nach dem spannenden Vortrag bedankte sich der erste Vorsitzende Martin Weindl beim Referenten und bei allen Besuchern der Mitgliederversammlung. Im Anschluss an die Tagesordnung konnten alle noch Kaffee und Kuchen genießen und den Abend ausklingen lassen.